2.-5. März 2020
UT Connewitz
#CommonGroundLeipzig
Die Balkan Film Week im März 2020 verstand sich als Auftakt des Projektes Common Ground: Literatur aus Südosteuropa, das 2020-2022 auf den Leipziger Buchmessen den Westbalkan als Schwerpunktregion vorstellen wird. Common Ground soll über drei Jahre die Präsenz südosteuropäischer Autor*innen und ihrer faszinierenden und vielfältigen Literatur im deutschsprachigen Raum befördern.
Das übergreifende Thema für 2020 lautet Herkunft und Zugehörigkeit. Und so ging es auch in den acht Filmen, die im März auf der 2. Balkan Film Week vorgestellt wurden, um das ewige Sein oder Nichtsein, um die und um uns.
Genaueres zur Balkan Film Night, die im Juni im Rahmen der Langen Nacht der Ideen stattfand, finden Sie hier:
Robert Budina, 2018, Länge 83 Min., Spielfilm
Albanien
OmU
In der rauen, aber schönen Hochgebirgs-Idylle eines albanischen Bergdorfes lebt es sich multikulturell: Der Hirte Besnik ist dank der katholischen Mutter, dem kommunistischen Vater und den muslimischen und orthodoxen Schwiegerfamilien an Kompromisse gewöhnt. Doch das friedliche Miteinander wird herausgefordert. Beim Gebet in der Moschee entdeckt Besnik etwas Unglaubliches: verborgen hinter Wandverputz offenbart sich eine christliche Heiligendarstellung. Im Zentrum der Auseinandersetzung um die Entdeckung steht nun der Hirte, der nicht einsehen mag, warum ein Gotteshaus nicht viele Wohnungen haben kann.
Nikola Mijović / Vlastimir Sudar, 2018, 94 Min., Spielfilm
Bosnien und Herzegowina / Montenegro / Serbien / Großbritannien / Schweden
OmeU
Ein Sommer in einem Bergdorf an der Grenze zwischen Kroatien, Bosnien und Herzegowina. Die junge Philosophiestudentin Jagoda aus Montenegro besucht ihre Familie und bricht die vermeintliche Monotonie des Dorflebens auf. Der Jugoslawienkrieg hat hier und in der Familie viele Wunden hinterlassen. Doch dieser Sommer steht im Zeichen der Versöhnung. Während die Älteren sich mit den neu geordneten Staatsgrenzen abfinden, sind die Jüngeren bereit, diese zu brechen. So kommt der kroatische Grenzsoldat Nikola der Familie von Jagoda immer näher.
Marija Ratković Vidaković / Dinka Radonić, 2018, Länge 52 Min., Dokumentarfilm
Kroatien / Schweden
OmeU
Geprägt durch Eltern und Großeltern, die die realsozialistischen Ideen und Werte der Tito-Ära auf dem Balkan noch in sich tragen, muss sich die dreiunddreißigjährige Marija mit einem paradoxen Identitätserbe auseinandersetzen, das mit ihrer privaten Welt und ihrem Leben kaum etwas zu tun hat. Marija weiß, dass sie dieses Erbe nicht an ihren Sohn weitergeben möchte. Der Film ist ein über Jahre entstandenes Zeugnis einer Reise in die eigene Familiengeschichte, tief hinein in die intimsten Geflechte, in denen sich eine lange, wendungsreiche Geschichte festgebissen hat. Und eine Reise weit hinaus aus Kroatien, bis nach Schweden.
Ivana Todorović, 2013, Länge 30 Min., Dokumentarfilm
Serbien
OmeU
Goca ist ein Transvestit. Sie lebt in Belgrad, der Hauptstadt eines Landes, das die Organisation oder Teilnahme an einer Gay Parade verbietet. Goca zieht eine Tochter auf, die eigentlich ihre Nichte ist. Ihr 18-jähriger Boyfriend klaut ihr Geld, das sie als Sexarbeiterin in einem gefährlichen Umfeld verdient. Goca liebt ihn trotzdem und hat sich ein offenes, helles Wesen erhalten. An ihrem 39. Geburtstag beschließt Goca, ihr Coming-out vor Publikum auf einer Theaterbühne zu zelebrieren. Sie erzählt die Geschichte ihres Lebens: „Als ich ein Junge war, war ich ein Mädchen“.
Teona Strugar Mitevska, 2019, 100 Min., Spielfilm
Nordmazedonien / Belgien / Slowenien / Kroatien / Frankreich
OmdU
Petrunya ist 32 und arbeitslos. Sie hat Geschichte studiert. Doch Historikerinnen werden in Nordmazedonien nicht gebraucht. Während ihres Vorstellungsgespräches bei einem Textilfabrikanten mokiert sich der Arbeitgeber über ihr geblümtes Kleid. Den Job hat sie nicht bekommen. Am Dreikönigstag springt sie, einem alten Brauch folgend, mit Männern ins Wasser und sucht nach dem Heiligen Kreuz. Sie findet es als Erste und verteidigt es gegen die Horde. Der Film hatte seine Premiere auf der Berlinale 2019.
Cristi Puiu, 2016, Länge 173 Min., Spielfilm
Rumänien / Frankreich / Bosnien und Herzegowina /Kroatien / Nordmazedonien
OmeU
Nach einem grotesken Wortgeplänkel auf der Autofahrt treffen Sandra und ihr Mann Lary auf der Trauerfeier der Familie ein – Larys Vater ist tot. In der engen Wohnung in Bukarest wird in den folgenden Stunden gestritten, geweint, diskutiert, geraucht – und alle müssen mit dem Leichenschmaus auf den Priester warten, der seinen Segen geben soll. Es entfaltet sich ein schillerndes Sittenbild Rumäniens zwischen Tradition, kommunistischer Vergangenheit und der Moderne. Ein Gesellschaftsdrama von dem u.a. in Cannes preisgekrönten Regisseur Cristi Puiu.
Matjaž Ivanišin, 2017, Länge 60 Min., Dokumentarfilm
Slowenien / Kroatien
OmeU
Regisseur Matjaž Ivanišin begibt sich auf eine Reise in den mediterranen Raum, auf der Suche nach Männern und ihren traditionellen Spielen bzw. Rollen, die durch die Spiele untermauert werden. Auf einer Wiese in der Türkei ringen von Kopf bis Fuß eingeölte Männer, anderswo übt man sich in Zählspielen, die von schrillen Schreien begleitet werden, und in Italien werden Käselaibe präzis durch enge Gassen gerollt. Alles das nur, um die eigene Männlichkeit zu unterstreichen. Doch plötzlich richtet der Regisseur die Kamera auf sich selbst und muss neu definieren, wonach er nun wirklich sucht.
Valeska Grisebach, 2017, Länge 121 Min., Spielfilm
Deutschland / Bulgarien / Österreich
DF
Eine Gruppe deutscher Bauarbeiter macht sich auf den Weg auf eine Auslandsbaustelle in der bulgarischen Provinz. Das fremde Land und die raue, wenig erschlossene Landschaft wecken die Abenteuerlust bei den Männern. Gleichzeitig sind sie mit ihren eigenen Vorurteilen und ihrem Misstrauen konfrontiert. Das nahe gelegene Dorf wird für zwei der Männer zur Bühne eines Konkurrenzkampfs um die Anerkennung und die Gunst der Dorfbewohner.
Das UT Connewitz ist das älteste noch erhaltene Lichtspieltheater Leipzigs und eines der ältesten Deutschlands. Im Jahr 2001 gründete sich der Verein UT Connewitz e.V. mit dem Ziel, das Kinogebäude als Kulturstätte zugänglich zu machen und die historische Bausubstanz zu erhalten.