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Neuerscheinungen – April 2020
30. April 2020
Das Netzwerk Traduki, welches Autor*innen und Übersetzer*innen über viele Grenzen verbindet, tut dies auch jetzt und gerade jetzt. Wir empfehlen Ihnen drei kürzlich erschienene Übersetzungen, die von gesellschaftlichen Umbrüchen und persönlichen Krisen handeln, aber auch vom Mut sich ihnen zu stellen.
Kad sam bio hodža (Zwei Jahre Nacht)
Damir Ovčinas Welt veränderte sich in den 90er Jahren schlagartig. Ein Staat zerfiel und plötzlich war Krieg. Der Autor saß während des Bosnienkrieges jahrelang in Sarajevo fest und war in einem feindlichen Viertel der Stadt eingeschlossen. In diesem autobiografischen Roman beschreibt er Besatzer und Betroffene, Tote und Lebende, Flucht und Kampf. Ovčinas bemerkenswerter Roman ist vor Kurzem in der slowenischen Übersetzung von Polona Glavan unter dem Titel Ko sem bil hodža bei Sanje erschienen. Auf Deutsch, in der Übersetzung von Mascha Dabić, erschien das Buch 2019 bei Rowohlt.
Ciganin, ali najljepši [Ein Zigeuner, aber der schönste]
Kristian Novaks mitreißende Geschichte zeigt auf, dass unerwartete Umbrüche vor allem Menschen am sozialen Rand treffen. Figuren, die in der Literatur oft als stereotype Nebencharaktere auftauchen, werden von ihm in den Mittelpunkt gerückt: der junge Rom Sandi, die arbeitslose Milena, der Kurde Nusrat. Und dann taucht eine Leiche auf. Den Roman kann man als einfachen Krimi lesen, aber unter der Oberfläche zeichnet der Autor ein exaktes Sittengemälde und greift jene Tragödien auf, die sich in unserer unmittelbaren Umgebung abspielen. Cigan, ampak najlepši ist in der slowenischen Übersetzung von Đurđa Strsoglavec bei Žepna Beletrina erschienen.
Tebi šega što se zovem Donald?
[Du findest es wohl witzig, dass ich Donald heiße?]
In Ahmed Burićs Roman springt Kriegsveteran Donald Meerbach in seinem Monolog von Anekdote zu Anekdote – über Minen, vorbei an Scharfschützen, hinein in ein Krankenhaus. Doch irgendwann endet der Krieg und Donald beginnt ein neues Leben: Er gründet eine Familie und ein profitables Unternehmen. Doch er wird sich zunehmend bewusst, dass er in einer Stadt lebt, die nicht mehr die seine ist, denn langsam und ganz leise hat sie sich verändert. Die Hauptfigur des Romans ist die Sprache selbst: der mit Wortspielen gespickte Dialekt von Sarajevo. Ti je smešno, da mi je ime Donald? erschien in der slowenischen Übersetzung von Lili Potpara im Verlag Goga.