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¿DON’T LOOK BACK IN ANGER!
7. September 2015

Internationale kulturelle Zusammenarbeit als politischer Auftrag in Europa
Welche Rolle spielt grenzüberschreitende kulturelle Zusammenarbeit bei der Überwindung des im Südosten Europas tief sitzenden Misstrauens zwischen nächsten Nachbarn? Über diese und weitere Fragen diskutierten am 25. August 2015 im Vorfeld der Westbalkan-Konferenz in Wien der Politikwissenschaftler Nenad Dimitrijević, der Verleger und Menschenrechtler Fatos Lubonja und der Schriftsteller Ilija Trojanow unter Moderation des Journalisten Ulrich Ladurner. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres der Republik Österreich und TRADUKI.
Die Teilnehmer waren sich laut dem Nachrichtenportal Tanjug einig, dass kultureller Austausch sehr wichtig ist, aber ohne politischen Willen wenig ausrichten kann. Ein Problem sei, so Dimitrijević, dass diejenigen, die bereit seien, über nationale Grenzen hinweg zu kommunizieren, ja ohnehin zumindest ein gewisses Maß an Toleranz mitbrächten. Gerade die anderen müssten aber erreicht werden, und dies sei nur über einen politischen Wandel zu erreichen. Lubonja stimmte ihm zu und ergänzte, um Hass und Misstrauen zu überwinden, müsste das Verständnis für eine gemeinsame Vergangenheit, eine gemeinsame Geschichte gefunden und auf dieser Basis eine neue Gesellschaft begründet werden, die auf Empathie und Humanismus beruhe statt auf Hass und Nationalismus. Daran müssten neben den Politikern insbesondere die Kulturschaffenden mitwirken. Dimitrijević wies in diesem Kontext auf die Rolle von Lehrwerken für den Geschichtsunterricht hin, die bisher wenn nicht Hass, so doch Misstrauen statt gegenseitigem Verständnis lehrten. Hier müsse der Staat tätig werden.
Dass der Weg hin zu einer neuen Gesellschaft, einem „postnationalistischen Balkan“, noch lang sein wird, darüber macht sich Fatos Lubonja keine Illusionen. Es werde in der Region viel zu sehr auf Europa geschaut, von Europa Hilfe erwartet, statt selbst an einer Überwindung der gegenseitigen Vorurteile zu arbeiten.
Presse: Tanjug