Die nächste Balkan Film Week findet im Frühjahr 2022 statt. Mehr dazu bald!
#BFW #CommonGroundLeipzig
Credits: privat
Subjektivität ist eine sticky[1] – also heikle – Angelegenheit. Unsere Subjektivität erscheint uns eindeutig und naturgegeben, aber sie ist das Resultat einer komplexen Mischung aus Familie, Staat und persönlichen Erfahrungen. Die Subjektivität ist mit der Idee der Identität verbunden, und repräsentiert, wer wir in unseren eigenen Augen sind, wie wir uns zeigen und wie andere uns wahrnehmen. Der Körper wird oftmals als der Ort gesehen, der die Trennlinie zwischen dem Individuum und der Außenwelt bildet und definiert; er ist eine physische Grenze zwischen privater und öffentlicher Sphäre. Judith Butler definiert die Grenze “as a function of the relation, a brokering of difference, a negotiation in which I am bound to you in my separateness.[2]” Demnach erfassen wir mittels der Differenzierungen aber auch Beziehungsgefüge. Oberflächliche Grenzen dienen dazu, zu beschützen, eine Gruppe einzuteilen, Gruppen voneinander abzusetzen und einander gegenüberzustellen; Grenzen können hart sein oder weich. Grenzen manifestieren sich in Form von Häusern (In Between), Tellern (Quit Staring at My Plate), Brücken (For Those Who Can Tell No Tales), Schaltern (Erased) und Landschaften (Homelands).
Common Ground: Archipel Jugoslawien reflektiert und erzählt die Geschichte einer Grenze, einer gemeinsamen Vergangenheit, einer komplexen Gegenwart und einer noch auszuhandelnden Zukunft. Das Bild eines Archipels steht für die Vereinzelung vieler, aber auch für Vielfalt, durchdrungen von Machtgefühlen, Geschichte und vergangenen Zeiten, aber auch von Entschlossenheit und Rigidität. Dreißig Jahre sind vergangen seit die Föderation Jugoslawien durch kriegerische Auseinandersetzungen zerfiel. Das hat nicht nur neue Grenzen hervorgebracht, sondern vor allem zu einschneidenden neuen Erfahrungen geführt; neue persönliche und soziale Gräben haben sich aufgetan, es sind aber auch neue Verknüpfungen entstanden. In der diesjährigen Balkan Film Week beleuchten wir die Brüche, die Unterschiede und Ähnlichkeiten, im ewigen Kampf der Subjektivität mit der Ideologie. Mit den diesjährigen Filmen soll nicht die Gewalt gezeigt werden, die alles verwüstete. Stattdessen werden auf diesem Archipel der Nationen Familienbeziehungen, Nationalitäten, Träume und Kafkaeske Situationen nebeneinandergestellt. Die Bilder und Geschichten dieser Filme versuchen, das Publikum einzubinden und gemeinsame transnationale Empfindungen und Erfahrungen zu erkunden: Ungewissheit, Verlust, Freiheit und Zugehörigkeit. Common Ground ist also der Versuch, Unterschiede zu verstehen, oder genauer gesagt, Grenzen neu zu sehen. Nämlich nicht nur als Orte der Abgrenzung, sondern auch als Raum, in dem man die Entfernung zueinander neu aushandelt, einander Unterstützung bietet und den anderen – the other – als sich selbst akzeptieren kann.
[1] Ahmed, Sara “The Cultural Politics of Emotion”, Edinburgh University Press, Edinburgh, 2004; pp. 11.
[2] Butler, Judith „Frames of War. When Is Life Grievable? “, Verso, London, New York; 2009; pp.44.
Balkan Film Week 2021
Die Balkan Film Week ist wesentlicher Teil des Projektes Common Ground: Literatur aus Südosteuropa, das 2020-2022 auf den Leipziger Buchmessen den Westbalkan als Schwerpunktregion vorstellt. Das übergreifende Thema für 2021 lautet Archipel Jugoslawien – Von 1991 bis heute. Und so geht es auch in den Filmen, die bei der 3. Balkan Film Week vorgestellt werden, um den Zerfall Jugoslawiens vor 30 Jahren.
Die Balkan Film Week findet 2021 ausschließlich online statt. Die Links zu den Filmen werden kurz vor Beginn der Veranstaltung (Details im Programm rechts) auf dieser Seite gepostet. Unser diesjähriges Programm findet auch im Rahmen von Leipzig liest extra – einer Veranstaltung der Leipziger Buchmesse, statt.
Unsere Programmkuratorin Marija Katalinić hat auch dieses Mal ein tolles Programm zusammengestellt und einen wunderbaren Einleitungstext geschrieben. Hier zu lesen:
Samir Karahoda, 2019
13', Kurzfilm, Kosovo
OmeU
Jelena Maksimović, 2020
63', Dokumentarfilm, Serbien
OmeU
Miha Mazzini, 2018
86', Spielfilm, Slowenien >br>
OmeU
Jasmila Žbanić, 2012
72', Spielfilm, Bosnien und Herzegowina, Qatar, Deutschland
OmeU
Hana Jušić, 2016
105', Spielfilm, Kroatien, Dänemark
OmeU
Ilian Metev, 2012
75´, Dokumentarfilm, Kroatien, Bulgarien, Deutschland
OmdU
Details zu vorangegangenen Balkan Film Events gibt es hier:
Balkan Film Night 2020 - LNDI Balkan Film Week 2020